
Altbürgerlich, in einzelnen Zweigen patrizisch, so bezeichnet der Fribourger Universitätsprofessor Urs Altermatt seine Herkunft. Sein Gesprächsparter, der „frischgebacke“ Ehrendoktor der Universität Fribourg, Joseph Jurt, wird in einer Würdigung der Luzerner Lokalzeitung „Der Wilisauer Bote“ als Pächtersohn bezeichnet. Vom Pächtersohn zum Ehrendoktor, so titelt die Zeitung. Dabei sagt diese Herkunftsbezeichnung gar nicht so viel aus. Pächter bezeichnet ja in erster Linie die Eigentumsverhältnisse. Bauernsohn jedoch würde noch weniger zur Abstammung des Ehrendoktors passen. Wohl stand der Vater des Geehrten zum Zeitpunkt der Geburt seines ältesten Sohnes in einem auslaufenden landwirtschaftlichen Pachtverhältnis. Doch während mehr als dreissig Jahre zuvor, war er als landwirtschaftlicher Hilfsarbeiter, als Knecht tätigt. Und nach der Auflösung der Pacht war er wieder gezwungen, weitere zwanzig Jahre als Knecht und später als Bauarbeiter, als Handlanger den Lebensunterhalt zu verdienen. Nicht Pächtersohn, sondern Arbeitersohn wäre in diesen Fall wohl eher eine richtige Bezeichnung.
Aus ärmlichen Kreisen, aus dem Arbeitermilieu stammend eine so erfolgreiche akademische Karriere zu gestalten, in einer Zeit, da es noch kaum staatlichen Stipendien gab und ein vertikaler Aufstieg praktisch nur im kirchlichen Kontext möglich war, das verdient allerdings unsere Bewunderung und Achtung. Nicht für diesen sozialen Aufstieg ist jedoch Joseph Jurt mit dem Titel eines Ehrendoktors gewürdigt worden, sondern für seine akademische Forschungstätigkeit und für seine Ausstrahlung als Romanist an des Schnittstelle der deutsch-französischen Kulturraumes. Indem die Universität Fribourg den Ehrendoktor einem ihrer ehemaligen Studenten verlieh, fiel zugleich etwas von dessen Verdiensten auf die Uni selbst zurück.
Wir, die Verwandten des Ehrendoktors, sind natürlich stolz auf ihn und gratulieren ihm herzlich zum Doktor honoris causae.